Energieeffizientes Bauen
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Lohnt sich ein klimafreundlicher Neubau – für Euch und die Umwelt? (Artikel 1/2)

 

Wer neu bauen möchte, muss das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beachten. Es formuliert die vorgeschriebenen Mindestanforderungen an die Energieeffizienz eines Gebäudes. Doch lohnt es sich für Euch, diese Anforderungen sogar zu unterschreiten und ein gefördertes Effizienzhaus zu bauen? Das haben wir für Euch recherchiert!

Trockene Sommer, verregnete Winter, Sturm, Hagel und schwere Gewitter: Die schwerwiegenden Folgen der Klimaerwärmung sind deutlich zu spüren. Das einzig wirksame Mittel gegen diese Entwicklung ist die langfristige Minimierung des CO₂-Ausstoßes. Der Bau effizienter Häuser spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn rund 28 Prozent der Endenergie verbrauchen wir in Gebäuden. Davon wiederum fließen etwa 83 Prozent in die Erzeugung von Wohnwärme und Warmwasser. Umso wichtiger ist es, beim Neubau auf erneuerbare Energien, effiziente Heiztechnik und baulichen Wärmeschutz zu setzen. Die gute Nachricht: Energieeffizienz ist planbar und finanziell attraktiv, da der Staat Euer energieeffizientes Haus fördert.

Die Vorteile: In einem energieeffizienten Neubau lebt es sich einfach besser

  • Ihr benötigt weniger Energie und seid unabhängiger von fossilen Brennstoffen.
  • Den Baumehrkosten Eures energieeffizienten Hauses stehen geringere Heiz- und Betriebskosten entgegen.
  • Ihr erzielt höhere Erlöse bei Vermietung und Verkauf.
  • Ihr genießt hohen Wohnkomfort und ein angenehmes Wohnklima.
  • Ihr betreibt Euer energieeffizientes Haus langfristig wirtschaftlich dank ausgereifter Heizungs-, Lüftungs- und Dämmtechnik.
  • Ihr erhaltet Fördermittel, da Ihr die Mindestanforderungen des GEG unterschreitet.

Die Pflicht: Als Bauherr müsst Ihr das GEG einhalten

Wer ein neues Haus baut, für den gilt das Gebäudeenergiegesetz (GEG): Es gibt vor, was Gebäude bei der Bauabnahme erfüllen müssen. Zwei Werte sind hier entscheidend: der Primärenergiebedarf und der Transmissionswärmeverlust. Der Primärenergiebedarf gibt an, wie viel Energie erforderlich ist, um Euer Haus über das Jahr gerechnet zu beheizen und den Warmwasserbedarf zu decken. Je weniger Wärme durch Fassade und Dach verloren gehen – also je geringer die Transmissionswärmeverluste sind – umso besser die Energiebilanz. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist eine Heizung, die erneuerbare Energien statt fossile Brennstoffe nutzt. Auf Platz eins der nachhaltigen Heiztechnik steht die Wärmepumpe.

Ab 2023 definiert das Gebäudeenergiegesetz das Effizienzhaus 55 als Mindeststandard für Neubauten. Je geringer die Zahl umso geringer der Primärenergiebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr – und umso niedriger die Umweltbelastung durch den Ausstoß von CO₂-Emissionen. Berechnet wird die Effizienzhaus-Stufe Eures Hauses im Verhältnis zu einem vergleichbaren Referenzgebäude, das die Effizienzhaus-Stufe 100 markiert. Euer Architekt berechnet den Energiebedarf eures Neubaus also zweimal: Zunächst mit den baulichen Standardwerten gemäß dem GEG für das Referenzgebäude. Und dann mit energetischen Verbesserungen wie beispielsweise höheren Dämmwerten für Fassade und Dach und einer nachhaltigen Heizung wie zum Beispiel einer Wärmepumpe.

Die Kür: Wer effizienter baut als er muss, wird gefördert

Eine Neubauförderung gibt es nur für die Effizienzhaus-Stufe 40. Diese bessere Effizienz kann sich durchaus lohnen. Denn den Mehrinvestitionen stehen deutlich geringere Folgekosten gegenüber – nicht nur bei den Heizkosten. Die attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten der Bundesförderung für effiziente Gebäude für klimafreundliche Neubauten (BEG KFN) können auch die monatliche Belastung der Hausfinanzierung senken. Bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit könnt Ihr als Förderkredit bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen. Die KfW-Bank bietet dafür verschiedene Rückzahlungsmodelle an: von tilgungsfreien Anlaufzeiten bis endfällige Darlehen, die erst am Ende der Laufzeit in einer Summe zu begleichen sind, beispielsweise mit einer ausbezahlten Lebensversicherung.

Voraussetzung für eine Neubauförderung

Hier einige wesentliche Förderbedingungen der BEG-Richtlinie „Klimafreundlicher Neubau“:

  • Effizienzhaus-Stufe 40
  • Keine Heizung mit fossilen Brennstoffen
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Ermittlung des Primärenergieverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes

Die Neubauförderung besteht aus einem zinsverbilligten Darlehn, das bei der staatlichen KfW-Bank zu beantragen ist. Das sind die möglichen Förderkredite:

  • Effizienzhaus 40: 100.000 € pro Wohneinheit
  • Effizienzhaus 40 mit Nachhaltigkeitsklasse (NH): 150.000 € pro Wohneinheit

Ein Effizienzhaus 40 mit Nachhaltigkeitsklasse (EH 40 NH) zeichnet sich durch besonders geringe Treibhausgas-Emissionen aus. Dazu werden alle Lebensphasen des Gebäudes betrachtet und durch ein „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) zertifiziert. Mehr dazu erfahrt Ihr hier.

 

Fazit: Ein energieeffizienter Neubau ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für Euch und Euren Geldbeutel. Denn das, was der höhere Wohnkomfort mehr kostet, könnt Ihr bei einem durchdacht geplanten energieeffizienten Haus langfristig an Energie- und Finanzierungskosten einsparen.

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17 Kommentare

Arnold Drewer

Endlich mal ein vernünftiges Dokument eines Heizungsherstellers

21 grad Redaktion

Hallo Herr Drewer,
vielen Dank für Ihr Kommentar. Wir freuen uns sehr, dass Ihnen unser Artikel gefallen hat. Wenn Sie Anregungen zu weiteren Beiträgen zu diesem Thema haben, geben Sie uns gerne Bescheid 🙂

Schönes Wochenende und viele Grüße
Das 21 grad Team

Denis

Wow sehr gut erklärt

21 grad Redaktion

Hallo Denis,

es freut uns sehr, dass Dir unser Beitrag gefällt 🙂

Viele Grüße
Das 21 grad Team

Hans Werner

Die Energieeffizienz sollte dabei doch steigen und nicht sinken,Malmö wäre es ehervschlecht diese zu unterschreiten. Wohl eher die Energieeffizienz-Klasse unterschreiten?

21 grad Redaktion

Hallo Herr Werner,

vielen Dank für Ihr Kommentar.
Inhaltlich haben Sie natürlich recht. Die Energieeffizienz übertrifft beim KfW-Effizienzhaus die Mindestanforderungen der EnEV.
Die Mindestanforderungen beziehen sich dabei auf einen möglichst geringen Wert und deshalb sprechen wir hier von unterschreiten.

Viele Grüße
Das 21 grad Team

Ch. Beuermann

Ich habe ein selbst ein KfW 70 Haus den Blow Door test habe ich mit einem Wert von 0.48 bestanden. Das Einsparpotential ist enorm, das Haus wird nur mit einem kleinen Kamin geheizt. Die Abluft der Lüftungsanlage geht über einen Kreuzwärmetauscher der sehr Effizient arbeitet das Warmwasser kommt von der Solaranlage wenn die Sonne mal nicht scheint übernimmt die kleine Gastherme. So belaufen sich die Heizkosten auf ca. 30€ im Monat.Ich kann jedem nur empfehlen so ein Haus zu bauen.

21 grad Redaktion

Hallo Herr Beuermann,

vielen Dank für Ihr Kommentar.
Es freut uns, dass Sie schon ein KfW 70 Haus gebaut haben 🙂

Viele Grüße
Das 21 grad Team

Norbert

Liebe Leser, lasst euch nicht blenden!!!

Alexander D.

Hallo Norbert, was meinen Sie mit “blenden”. Die Sache ist doch relativ trivial: entweder baut man ein Standard nach EnEV und akzeptiert etwas höhere Heizkosten oder man investiert in ein KfW Effizienzhaus und ist dann auch bei steigenden Energiepreisen auf der sicheren Seite. Wir haben ein KfW 55-Haus in Holzständerbauweise mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe gebaut und dann noch eine 8 kW peak PV-Anlage ergänzt. Nun haben wir (incl. Haushaltsstrom) ein Plus-Energiehaus und praktisch keine Energiekosten mehr (pro Monat im Schnitt 5€). Und war aber auch wichtig etwas für den Klimaschutz zu tun. Das muss jeder für sich entscheiden.

Wie finde ich den passenden Fachhandwerker? | 21 grad

[…] benötiget Ihr einen Installateur, der mit den modernen Heizungstechnologien vertraut ist. Gemäß EnEV müsst Ihr Wohnwärme und Warmwasser zu einem Teil mit erneuerbaren Energien erzeugen. Der […]

Franziska Bergmann

Mein Onkel ist am überlegen, ob er sein Haus sanieren lassen sollte. Danke für den Tipp, dass man mit der richtigen Dämmtechnik langfristig wirtschaftlicher ist. Ein energieeffizientes Haus verbraucht weniger Energie und man ist unabhängig von fossilen Brennstoffen.

Neeltje

Interessant, dass Wärmedämmung Sinn macht, weil man dann weniger fossile Brennstoffe für das Heizen benötigt. So hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich würde unser Haus auch gerne dämmen lassen, aber im Moment fehlen die nötigen finanziellen Mittel.

Noah Dadrich

Hi zusammen,

vielen Dank für den Beitrag. Es hat mir sehr bei meinem Projekt geholfen. Mir war nicht bewusst was man alles berücksichtigen muss als Bauherr.

21 grad Redaktion

Hallo Noah,

vielen Dank für Dein Feedback. Es freut uns zu hören, dass der Artikel hilfreich für Dich war.

Liebe Grüße,
Jacqueline vom 21 grad Team

Jürgen Buchner

wäre schön wenn im Feb 2020 mal akteulle Zahlen genannt würden. 2016 ist lange überholt

Jan Dijkstra

Interessant, dass wir ganze 40 Prozent der Energie in Gebäuden verbrauchen, wovon aber 90 Prozent in die Erzeugung von Wohnwärme und Warmwasser steckt. Mithilfe eines Kredits möchte ich mir jetzt ein
Effizienzhaus bauen lassen. Hoffentlich finde ich demnächst einen zuverlässigen Baupartner für dieses Projekt.

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