Alternative Verpackungen

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Alternative Verpackungen – wie heute schon alternativ verpackt werden kann!

 

Verpackungen sehen schön aus, sind praktisch und oft sogar funktional. Für die Umwelt stellen sie allerdings eine immense Belastung dar, denn sie landen im Müll. Dabei sind gute Alternativen auf dem Markt, die vollständig biologisch abbaubar sind: Anstelle von Plastik und Papier gibt es schon jetzt schicke Verpackungen aus Gras und sogar Milch.

In puncto Verpackungen sind die Deutschen kein leuchtendes Beispiel: Mit etwa 17 Millionen Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr landen wir im EU-Vergleich auf den letzten Plätzen. Nur in Luxemburg, Dänemark und Zypern fällt mehr Müll an, als in Deutschland.

Verpackungen überall: Woher kommt der Verpackungsmüll?

Das hohe Müllaufkommen hat viel damit zu tun, dass sich unser Lebensstil in den letzten Jahren verändert hat. So gibt es viel mehr Single- und Paarhaushalte, die beispielsweise Lebensmittel in geringeren Mengen einkaufen und dadurch mehr Verpackungsmüll produzieren als Familien. Onlineeinkäufe nehmen zu, ebenso wie Fast Food – für beides werden zusätzliche Verpackungsmaterialien benötigt. Allein der Verbrauch von Papierverpackungen im Versandhandel ist von 2000 bis 2012 um 75 Prozent angestiegen.

Verpackungen bestehen meist aus:

  • Kunststoff
  • Papier, Pappe und Karton
  • Holz
  • Glas

In Frankreich hat man dem Verpackungswahnsinn den Kampf angesagt. Ab 2020 müssen Verpackungen verwendet werden, die vollständig biologisch abbaubar sind. Dann darf noch nicht einmal mehr ein Plastikbecher aus dem Kaffeeautomaten kommen.

Graspapier als alternative Verpackungsmöglichkeit: Denn das wächst wie die Weltmeister

Netze aus Holz von VPZ. Quelle: www.vpz.at

So weit ist Deutschland noch nicht. Allerdings kann man auch in unseren Supermärkten bereits alternative Materialien sehen: Die Supermärkte von Rewe und Penny testen seit Juni 2017 Schalen aus Graspapier in der Obst- und Gemüseabteilung. Gras wächst deutlich schneller als der traditionelle Papierrohstoff Holz. Für die Produktion von Graspellets benötigt man vergleichsweise wenig Energie und Wasser. Damit weist Gras als Rohstoff eine gute Ökobilanz auf. Hinzu kommt, dass bei der Herstellung von Graspapier weniger Treibhausgase entstehen. Die Idee für das neue Verpackungsmaterial kommt aus Hennef bei Bonn. Fast vier Jahre hat die dortige Papierfabrik Creapaper für die Innovation gebraucht. Heute nutzen unter anderem die Drogeriekette dm und die Bekleidungsmarke Esprit das Graspapier.

Für Supermärkte gibt es noch einige andere biologisch abbaubare Verpackungslösungen, beispielsweise Obst- und Gemüsenetze aus Zellulose. Der österreichische Hersteller VPZ stellt die bunten Netze aus FSC- oder PEFC-zertifiziertem Buchenholz statt wie üblich aus Kunststoff her.

Versand mit Stroh: die Alternative für Styropor

landbox

Quelle: www.landpack.de

Das bayrische Start-up Landpack hat eine ähnliche Idee entwickelt: Statt umweltschädlichem Styropor nutzt es Stroh für den Versand von Waren, die gekühlt werden müssen. Das Stroh wird in Form gepresst und mit einer Folie versiegelt. Die Folie ist aus Stärke und damit ebenfalls zu 100 Prozent kompostierbar. Das Plus: Stroh nimmt Feuchtigkeit auf. Ein Vorteil, der sich insbesondere beim Versand von Lebensmitteln bezahlt macht. Firmen wie Alnatura und Feinkost Käfer setzen die Strohboxen bereits ein.

Getränkeringe werden zu Fischfutter: Wie wäre es mit Gerste als Alternative?

Plastikringe, mit denen sechs Getränkedosen zu einem sogenannten Sixpack zusammengehalten werden, sieht man in Deutschland selten. In den USA und in Großbritannien sind sie jedoch Standard. Die Plastikringe landen dort häufig im Gebüsch oder im Wasser. Letzteres ist für die Meere eine große Belastung. Schildkröten und Fische verheddern sich darin.

In den USA haben sich die Werbeagentur We Believers und die Brauerei Saltwater zusammengetan, um eine Alternative für die Plastikringe zu finden. Mit Erfolg: Die Brauerei will bald alle Dosen mit eigenproduzierten, essbaren Ringen aus Gerste und Weizen ausliefern. Setzt sich diese Variante durch, würden die Ozeane spürbar entlastet. Die biologisch abbaubaren Ringe könnten Meeresbewohner sogar gefahrlos essen.

Die Milch macht’s – auch als alternative Verpackung: Folien aus Casein

Noch nicht ganz marktreif, aber auf einem guten Weg dorthin, sind Folien aus Milchproteinen. Folien spielen in der Verpackungsindustrie eine wichtige Rolle, weil sie Lebensmittel luftdicht verpacken. Das erhöht die Haltbarkeit. Die Amerikanerin Peggy Tomasula forscht an einer Alternative aus Casein statt auf Ölbasis. Casein ist ein Protein, das in der Milch steckt. Erste Versuche lassen hoffen: Die Casein-Folie blockt Sauerstoff sogar 500-mal besser als die bisherigen Kunststofffolien. Außerdem könnte die Verpackung mit ihrem Inhalt gemeinsam verspeist werden, etwa wenn man ein darin verpacktes Fertiggericht im Topf erhitzt.

Checkliste: Die Top 5-Müll-Vermeider

Es gibt noch viele weitere kreative Ideen für neue Verpackungsmaterialien: Wasserbeutel aus Algen, Flaschen aus Milchsäure, Getränkekartons aus Zuckerrohr und Styroporersatz aus Biomüll und Pilzen. Die Verpackungsindustrie ist enorm kreativ geworden. Am besten ist es jedoch, Müll möglichst komplett zu vermeiden. Dafür kann man ganz ohne Labor und High-Tech einiges tun:

  • Plastiktüten sind in Deutschland mittlerweile kostenpflichtig. Ein Grund mehr zum Einkaufen Taschen mitzubringen.
  • Verzichten Sie auf Pappbecher für den Kaffee. Bringen Sie Ihren eigenen Thermobecher mit. In Deutschland gehen momentan stündlich 320.000 Coffee to go-Becher über die Ladentheke.
  • Unser Leitungswasser hat eine sehr gute Qualität. Wasser in Flaschen ist eigentlich unnötig.
  • Kaufen Sie möglichst verpackungsfreie Lebensmittel. In vielen Städten gibt es wieder Geschäfte, in denen alle Waren in mitgebrachte Behältnisse abgefüllt werden können.
  • Auch wenn es manchmal unbequem ist: Waren direkt einzukaufen, anstatt sie online zu bestellen, spart Müll. Wer mit dem Rad fährt, verdoppelt den umweltfreundlichen Effekt.

Wenn Verbraucher und Produzenten an einem Strang ziehen, kann der Plastikmüll zukünftig deutlich reduziert werden. Je weniger Kunststoff in unsere Umwelt gelangt, desto besser.

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2 Kommentare

Uwe Leenings

Ein oft verkanntes Problem beim Einsatz von Kartonagen ist, egal ob aus Gras oder anderen Natürlichen Stoffen der für den Zusammenbau benötigte Klebstoff. Hier kommen oft Schmelzklebstoffe zum Einsatz die ausschließlich aus Kunststoffen bestehen, die auch dann noch da sind auch wenn sich der Karton schon lange aufgelösst hat. Mehrer 1000 Tonnen täglich gelangen so in die Umwelt oder sinken als Mikropartikel auf den Meeresgrund. Hier geibt es bereits Lösungsansetzte wie beispielsweise wasserlösliche Schmelzklebstoffe. Leider sind es oft die Wirtschaftlichen Aspekte die die Verpackungsindustrie davon abhält alternative Klebstoffe zu verwenden.

21 grad Redaktion

Hallo Uwe,

vielen Dank für Dein Feedback und das Teilen Deiner Meinung. Wir stimmen Dir zu, dass auch im Bereich der Klebstoffherstellung und Verwendung mehr an das Thema Nachhaltigkeit gedacht werden sollte.

Liebe Grüße
Jacqueline vom 21 grad Team

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