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Meine kleine Farm

 

Einfach mal selbst Gärtner oder Bauer werden: Beim „Crowdfarming“ übernehmen Verbraucher Patenschaften für Pflanzen und Tiere. Damit unterstützen Sie den ökologischen Landbau, fördern soziale Projekte und greifen auf Wunsch selbst zum Spaten. Wir werfen für Euch einen Blick auf die interessantesten Angebote im In- und Ausland.

Regional, saisonal und bio – immer mehr Verbraucher möchten wissen, woher ihre Lebensmittel stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert werden. Ein neuer Trend im nachhaltigen Landbau stellt nun eine direkte Verbindung zwischen Landwirten und Kunden her: Crowdfarming. Bei diesem Konzept werden Verbraucher zu Paten für Pflanzen und Tiere. So tritt an die Stelle eines anonymen Einkaufs ein Projekt, mit dem sich die Beteiligten identifizieren können. Ob sie Anbau und Aufzucht weiterhin professionellen Erzeugern überlassen oder selbst Hand anlegen, entscheiden die Konsumenten in vielen Fällen selbst.

Schrebergärten für alle

Sprösslinge setzen, Beete gießen, Abläufe planen: Richard Hagedorn hat zur Saisoneröffnung einiges zu tun. Der 30-Jährige ist Gründer des Unternehmens Ernte-mich, das in Leipzig individuellen Gemüseanbau ermöglicht. Die Idee dahinter ist simpel: Verbraucher können über die Website von Ernte-mich eine beliebig große Gartenfläche mieten und mit einem digitalen Beetbaukasten ihre individuelle Mischkultur zusammenstellen. Rund 50 verschiedene Pflanzenarten stehen zur Auswahl – von Basilikum bis Zucchini. Der Boden ist bereits biologisch gedüngt und für die Aussaat vorbereitet, Gartengeräte sind ebenfalls vor Ort verfügbar. Wer sich beraten lassen möchte, nimmt an einem der regelmäßigen Workshops teil oder sucht einfach das Gespräch mit den Beetnachbarn. Fehlt die Zeit für eine eigene Parzelle, lässt sich direkt mit einem Gemeinschaftsbeet starten, das sich bis zu zehn Personen teilen. Inzwischen hat Richard Hagedorn den Gemüseanbau um eine Streuobstwiese mit nachhaltiger Gänsehaltung erweitert. „Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft noch mehr Menschen von den Vorteilen des Crowdfarming für Umwelt und Gesellschaft profitieren“, sagt der Jungunternehmer.

Orangen-Adoption per Mausklick

Eine der erfolgreichsten Crowfarming-Initiativen kommt aus Spanien: Das Familienunternehmen Naranjas del Carmen vergibt seit 2010 Patenschaften für Orangenbäume. Als Gegenleistung für einen Jahresbeitrag von 60 bis 80 Euro erhalten Verbraucher die Ernte ihres Baumes nach Hause geliefert. Durch dieses Prinzip werden nur so viele Früchte angebaut, wie Obstliebhaber tatsächlich nachfragen. Das spart Lagerkosten, verhindert Überproduktion und verringert die Lebensmittelverschwendung. Auf der anderen Seite vergrößert der Paketversand den CO2-Fußabdruck des Erzeugers. Die Finca verweist demgegenüber auf eine Studie des Deutschen CleanTech-Instituts (DCTI), wonach bei einem Einkauf im Internet nur etwa halb so viele Emissionen entstehen wie im stationären Einzelhandel.

Kuh-Sharing für Gourmets

Zurückverfolgbares Rindfleisch von artgerecht gehaltenen Tieren – das verspricht die Plattform Kaufnekuh. Verbraucher wählen dafür online einen Teil des Rinds aus, den sie bestellen möchten. Zur Auswahl stehen zwei Paketgrößen, die 28 oder 14 Mahlzeiten entsprechen – von Steaks bis zu Rouladen und Bratwürsten. Der Clou: Erst wenn das gesamte Fleisch einer Kuh verkauft ist, wird das Tier geschlachtet. Im Gegensatz zu einer Kuhpatenschaft müssen Kunden bei diesem „Crowdbutching“ bis dahin keinen monatlichen Beitrag leisten. Durchschnittlich leben die Tiere acht Jahre auf Kleinbauernhöfen in Süddeutschland, deutlich länger als Schlachtrinder aus der Massentierhaltung.

Bauernhof auf dem Smartphone

Mit einer App Schafe und Ziegen in Ostafrika kaufen? Das Crowdfarming-Startup Ari.farm erlaubt Menschen aus aller Welt, Nutztiere in Somalia zu erwerben – und damit einheimische Nomaden zu unterstützen. Diese haben oftmals Schwierigkeiten, ihr Vieh vor Ort zu verkaufen. Ein Grund dafür ist das Klima: In Trockenphasen fehlt den Tieren die Nahrungsgrundlage, sodass die lokale Nachfrage für sie fällt. Hier kommt Ari.farm ins Spiel: Über die Anwendung kaufen Nutzer Vieh von sechs Nomadenfamilien, die es weiterhin aufziehen und versorgen. Wird der Bestand weiterverkauft oder bekommt Nachwuchs, teilen sich Hirten und Investoren den Gewinn. Mehr als 700 Kunden aus 15 Ländern haben sich bereits auf der Plattform registriert.

Mehr regionale Crowdfarming-Projekte:

Bauernhof Gasswies (Klettgau)

Das Gut im Süden Baden-Württembergs bietet Patenschaften für Obstbäume und Milchkühe an. Als Gegenwert gibt es ein Fotoalbum mit Steckbriefen der Schützlinge.

Rotthoffs Hof (Bottrop)

Verbraucher kaufen für rund 240 Euro eine Aktie im Wert eines halben Bio-Schweins aus dem Ruhrgebiet. Später stehen den Aktionären jeweils 45 Kilogramm Fleisch zu.

Imkerei Thomas Hans (Herzheim)

Wer ein Bienenvolk aus der Pfalz adoptieren möchte, ist hier richtig. Dafür erhalten Paten ein Foto ihres Bienenstocks und einen Teil des Honigertrags.

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2 Kommentare

Henriette Mark

Ich finde solche Initiativen super! Kennt Ihr eine crowdfarmimg Initiative für Schafe/Wolle?

fabian

dieser link ist toll

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